Riester-Rente weiterentwickeln
Nach Ansicht des BVK führt kein Weg an einer zusätzlichen privaten Altersvorsorge wie den über die Riester-Rente vorbei, da das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rente (GRV) sinkt und die Steuerzuschüsse zur GRV, die heute schon die 100 Milliarden-Euro-Grenze überschreiten nicht ins Uferlose getrieben werden können. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass bereits über 16 Millionen Menschen über die Riester-Rente vorsorgen.
Vielmehr gilt es, die Altersvorsorge weiter zu entwickeln und zu entschlacken:
- Zum Beispiel ist die Beitragsgarantie mit der avisierten Absenkung des Garantiezinses auf 0,25 % schlicht nicht mehr für die Anbieter darstellbar. Sie bindet unnötig das Altersvorsorgekapital der Riester-Sparer an zwar sichere aber dafür niedrigverzinste Kapitalanlagen, die inflationsbereinigt sogar weniger als 100 % rentieren. Fiele dagegen die Beitragsgarantie weg, könnten die Anbieter die Kundengelder chancenreicher anlegen, was die Rendite heben würde.
- Das umständliche Zulagenverfahren über die Zentralstelle für Altersvorsorgevermögen muss entbürokratisiert und vereinfacht werden. Auch eine Rückforderung von ehemals gewährten Zulagen muss ausgeschlossen werden.
- Die Riester-Rente könnte für weitere Berufsgruppen geöffnet werden, wie beispielsweise für Selbstständige.
- Die Deckelung der steuerlichen Anerkennung der Höchstfördergrenze sollte angehoben werden, ebenso wie die Deckelung des Schonvermögens von bis zu 202 Euro monatlich für Bezieher staatlicher Leistungen im Alter. Denn gerade diese befürchten zurecht, dass ihre hart ersparte Altersvorsorge zukünftig auf mögliche Sozialleistungen angerechnet wird. Deshalb setzt sich der BVK schon seit Jahren für ein vollumfängliches Schonvermögen ein.
Das Modell der Riester-Rente hat also noch erhebliches Potenzial. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 34 Millionen Bundesbürger über die staatliche Riesterförderung für ihr Alter vorsorgen könnten. Es kommt jetzt darauf an, sie zukunftsfester zu machen.
Den Versicherungsvermittlern kommt hierbei eine besondere sozialpolitische Rolle bei der Absicherung der Bevölkerung zu. Dass die Verbraucherverbände ihnen vorwerfen, die Vorsorgesparer erhielten am Ende weniger Kapital, weil angeblich die Provisionen zu hoch sind, missachtet die bedeutende Rolle der Vermittler für die Altersvorsorge.
Staatsfonds als Alternative?
Einige favorisieren einen alternativen Weg für die private Altersvorsorge. Hier sollte bedacht werden, dass die Finanzierungs-, Verwaltungs- und Beratungsrisiken beim Aufbau eines komplett neuen Produkts, wie es Verbraucherschützer favorisieren, hoch sind und der in der nächsten Dekade in Rente gehenden Babyboomer-Generation nichts mehr nützen wird. Auch die Einrichtung eines Staatsfonds nach schwedischem Vorbild (AP7) wäre keine Lösung, da bekanntermaßen der Staat nicht der bessere Unternehmer ist.
Der AP7 verlor am Anfang mehrere Jahre hintereinander im zweistelligen Prozentbereich an Wert, ebenso in der Finanzkrise 2008/2009. Und Schweden weist mit seinen rund zehn Millionen Einwohnern eine höhere Geburtenrate auf, weswegen der Druck auf die umlagenfinanzierte gesetzliche Rente geringer ist. Ein Staatsfonds für eine geringere Bevölkerung ist zudem leichter aufzulegen als einer für über 80 Millionen Deutsche.